China: Selbstzensur beim Wall Street Journal

Die chinesische Onlineausgabe des Wall Street Journals sieht beinahe aus wie eine übersetzte Version des englischen Onlineauftritts. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: China-kritische Kommentare und Nachrichten fehlen weitgehend.

Um Peking nicht zu verärgern, zensiert sich das Wall Street Journal gleich selbst. Regimekritische Kommentare, die auf der englischen Website der Zeitung publiziert wurden, sucht man auf der chinesischen Seite vergeblich. «Bisweilen, etwa zum Gründungstag der Volksrepublik China am 1. Oktober, kommt die chinesische Onlineausgabe des Wall Street Journal sogar so brav und staatstragend daher, als würde sie von der Kommunistischen Partei selbst herausgeben», heisst es in einem Artikel des Tagesanzeigers vom Freitag. Anlässlich des Feiertages waren Fotos von marschierenden Soldaten und chinesische Flaggen zu sehen, jedoch keine kritischen Kommentare zur pompösen Militärparade. Selbst manche von Chinesen gemachten Zeitungen und vor allem die Onlineausgabe der Financial Times seien da mutiger, heisst es weiter.

Stellung nehmen wollten die Murdoch-Mitarbeiter in Asien nicht. Als Rupert Murdoch 2007 Interesse bekundet hatte, das Wall Street Journal zu kaufen, hatten die in China stationierten Auslandskorrespondenten aber mit einem offenen Brief gegen die Übernahme protestiert. In diesem schrieben sie, Murdoch habe seine journalistische Integrität der Befriedigung seiner politischen und persönlichen Ziele geopfert.

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