Ein bisschen Widerstand bei der BAZ: Redaktion kritisiert Blocher

Die Redaktion der «Basler Zeitung» fordert Antworten wegen des Beratungsmandats von Christoph Blocher bei der BaZ.

 

In einem offenen Brief an Verleger Martin Wagner zeigt sich die Redaktion der «Basler Zeitung» am Montagvormittag besorgt über die jüngste Entwicklungen innerhalb des Unternehmens. Die in der gestrigen Berichterstattung angedeutete politische Einflussnahme auf die BaZ gefährde die Glaubwürdigkeit und die journalistische Unabhängigkeit der Zeitung. Die Journalistinnen und Journalisten der BaZ reagieren mit dem offenen Brief auf einen Artikel der «NZZ am Sonntag», der publik machte, dass Christoph Blochers Robinvest AG ein Beratungsmandat für die Basler Zeitung Medien wahrnimmt.

 

«Die Instrumentalisierung der BaZ schadet unserem Image nicht nur bei der Leserschaft, sondern auch bei den Inserenten», heisst es im Schreiben. Stimmten die im gestrigen Artikel dargelegten politischen Verstrickungen, riskiere die BaZ, einen irreparablen Schaden zu erleiden.

Wagner wird im Schreiben daran erinnert, dass er beim Antritt als Verleger der BaZ im vergangenen Februar versprochen habe, «eine unabhängige Zeitung ‹aus der Region Basel, für die Region Basel› zu bleiben.» Nun müsse die Redaktion jedoch feststellen, dass er sich zu früh aus der Leitung des Unternehmens zurückgezogen habe.

 

Misstrauensvotum gegen Chefredaktor Somm

Der Verleger wird aufgefordert, seine Verantwortung wieder aktiv wahrzunehmen, die Besitz- und Interessenverhältnisse offenzulegen und jegliche politische Einflussnahme auf die BaZ zu stoppen. Darüber hinaus soll Wagner die journalistische Unabhängigkeit und die Einhaltung aller weiteren Richtlinien des Redaktionsstatus garantieren. Weiter schreiben die Journalistinnen und Journalisten: «Überprüfen Sie unter diesen neuen Umständen die Zusammenarbeit mit Chefredaktor Markus Somm.» Somm, ehemaliger stellvertretender Chefredaktor der «Weltwoche» und Biograf von Christoph Blocher, hat seine neue Funktion erst Ende August übernommen.

 

Die Redaktion hält fest, dass mit einem offenbar zur Diskussion stehenden Stellenabbau «der Fortbestand der BaZ als politisch unabhängige Qualitätszeitung nicht mehr gewährleistet» wäre.

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Kommentare: 2
  • #1

    Miri W (Montag, 15 November 2010 17:08)

    blocher wie berlusconi?
    in italien kontrolliert berlusconi durch sein medienimperium fast alle tv-kanäle und viele zeitungen. kritische töne gegen ihn wurden lange unter dem deckel gehalten, es wurde wird gelobhudelt und zensiert nach allen regeln der kunst. verfehlungen berlusconis oder seiner politischen weggefährten und seiner partei wurden lange zeit unter den teppich gekehrt. blocher will wohl in ähnlicher weise einfluss nehmen, wie der cavaliere. die baz wird dann folgerichtig zum zentralorgan der svp, wie die weltwoche es jetzt schon ist... kein wunder, dass sich die journis der baz dagegen wehren!

  • #2

    Daniel Landwehr (Montag, 15 November 2010 17:09)

    Klamm heimlich krallen sich Milliardär Blocher und andere Rechtsausleger nach der Weltwoche auch andere einflussreiche Medien. Wer das Geld hat, hat das Sagen, und damit Macht. Zu viel Macht.