Weihnachtsmärchen in der NZZ

Weihnachten in der NZZ  (zum Originalartikel)

Ulrich W. Sahm

Wo immer die Kollegin Schümann war, Bethlehem kann es nicht gewesen sein.

“Die neun Meter hohe Betonmauer und die zahlreichen Checkpoints drohen die Stadt zu erwürgen.”
Außer der Mauer und dem Checkpoint vom Autonomiegebiet nach Jerusalem, wo gibt es heute sonst noch einen Checkpoint, der Bethlehem “erwürgt”? Alle Straßen sind inzwischen offen.

“An den Ecken stehen schlotternde Kinder, die geschnitzte Kamele aus Olivenholz oder Palästinensertücher anpreisen, für wenige Schekel.”
Warum “schlottern” die Kinder? Das Land erlebt zur Zeit eine Hitzewelle. Tagsüber laufen auf die Touristen im Hemd rum.

“Die jungen Verkäufer warten schon lange in der Kälte, nur selten kommt Kundschaft vorbei.”
Wie das? Das palästinensische Toruismusministerium vermeldet in diesem Jahr einen “Rekord aller Zeiten” mit 140.000 Besuchern. Alle Hotels sind seit drei Monaten ausgebucht.

“Früher quoll der weite Platz vor Menschen nur so über, gerahmt von vielen Andenkenläden, von denen jetzt gerade zwei geöffnet sind.”

Die Kollegin kann offenbar nicht einmal bis drei zählen.

“Sieht man dann auf, ist der Eindruck überwältigend. Die fünfschiffige Basilika, die Kaiser Justinian um 550 nach Christus erbauen liess, offenbart sich als ein gigantischer Raum, 54 Meter lang und 46 Meter breit, gegliedert durch vier Reihen mit je elf Säulen bis zum Altar.”
Die Dame scheint nie dort gewesen zu sein. Seit September würde sie in der dreischiffigen Basilika keinen “gigantischen Raum” sehen, denn alles steht voll mit Gerüsten.
http://www.n-tv.de/politik/dossier/Morsche-Balken-in-Bethlehem-article2186426.html

“Keine Pilgerfüsse verstellen den Blick auf das Bodenmosaik aus konstantinischer Zeit.”
Klar, denn die sind jetzt verschlossen, mitten in dem Dschungel der Gerüste

“Rechts und links vom Chor geht es ohne Warten die Treppen zur Geburtsgrotte hinunter.”
Pilger müssen mit Wartezeiten bis zu 3 Stunden rechnen.

“Die Wände voller Schimmel.”
Undenkbar, wenn es seit Arpil nur einmal geregnet hat.

“Bei der israelischen Belagerung im Jahr 2002 hat das gesamte Gemäuer Schaden genommen.”
Hmm?

“Vorläufig fehlt das Geld, um das marode Gebäude zu renovieren.”
Quatsch. Geld ist da.  Und es wird seit September renoviert, vor allem das Dach, das seit Jahrzehnten marode ist.

“Im einst christlichen Bethlehem leben nur noch zwei Prozent Christen.”
Insgesamt in den Autonomiegebieten, aber doch nicht in Bethlehem.

“Die Gemeinde ist ausgezehrt, viele sind ausgewandert. In den Strassen hängen Stromkabel zwischen zerschossenen Stockwerken und zerstörten Häusern, auf den Dächern baumeln zerfledderte Palästinenserflaggen, von den Fassaden lächeln verblasste Grossbilder von Yasir Arafat und Mahmud Abbas.”
Die gute Frau scheint vor 9 Jahren, auf dem Höhepunkt der Intifada, das letzte Mal in Bethlehem gewesen zu sein.

“Am Strassenrand verrotten Autowracks, Pferdekarren transportieren alte Steine. Die Armut ist dramatisch. Bethlehem, ein Ort zwischen Trauma und Hoffnung.”
Reiner Schwachsinn.

“Errechneten Bethlehems Touristiker im Jahr 2004 nur rund 50 000 Besucher, kamen 2007 allein im Dezember schon wieder 60 000. ”
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2010.

“Wie schwer das sei, zeigt sich auch in der Geburtskirche, wo in den Tagen vor Weihnachten eifrig geputzt wird.”
Geputzt wird traditionell am 1. Januar

“Die Griechisch-Orthodoxen besitzen das Hausrecht, die Armenier ein paar Seitenkapellen und die Katholiken nur die Nische in der Geburtsgrotte.”
Die Armenier besitzen eine Seitenkapelle und die Katholiken besitzen nicht einmal eine Nische in der Geburtsgrotte

“Hunderte Kleinwagen und Transporter bilden eine kilometerlange Schlange.”
Bis wohin reichen eigentlich die “kilometerlangen” Schlagen? Die Frau kennt offenbar nicht einmal die Geografie.

“Durch einen Tunnel gelangt man nach Westjerusalem, das fast europäisch anmutet.”
Wo ist da ein Tunnel, durch den sie von der Altstadt nach Westjerusalem gelangt?

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