Die GSoA ist entsetzt darüber, dass der Réduit-Mythos und die damit verbundene Geschichtslüge, die Armee hätte uns vor den Nazis gerettet, durch das
öffentlich-rechtliche Fernsehen wieder belebt wird. Um an die Opfer der Schweizer Kriegsmaterialexporte sowie der Flüchtlingspolitik zu erinnern, plant die GSoA verschiedene
Gegen-Aktivitäten.
Weiter wird Nationalrat Josef Lang, Mitglied des GSoA-Vorstandes, auf die September-Session hin eine dringliche Interpellation zum Auftritt des Verteidigungsministers an der
Grossveranstaltung zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs wie auch zur Geschichtspolitik des Schweizer Fernsehens machen.
Bei der TV-Serie und beim Bundesrats-Auftritt geht es um einen Krieg, der mehr als 50 Millionen Menschen das Leben gekostet hat und in dessen Rahmen 6 Millionen Jüdinnen und Juden systematisch umgebracht wurden. Die Schweiz hat die Kriegsmaschinerie der Nazis mit Waffenlieferungen, Krediten, Logistikleistungen und vielem mehr unterstützt. Der Sinn des Réduits bestand wesentlich darin, eingezogene Soldaten wieder in die Produktion zu entlassen, um das umzusetzen, was Rudolf Minger im Juni 1940 in der Vollmachtenkommission des Nationalrates postuliert hatte: „Der Bedarf ist in Deutschland gegenwärtig gross für Erzeugnisse der (schweizerischen) Kriegsindustrie.“ Drei Jahre später, im Mai 1943, erhob der britische Aussenminister Anthony Eden den folgenden Vorwurf: „Jeder Franken, für den die Schweiz Kriegsmaterial nach Deutschland sendet, verlängert den Krieg.“ Ebenso dunkel wie das Export- und Kreditkapitel ist die Flüchtlingspolitik. Mit dem Judenstempel 1938 und der Schliessung der Grenzen für jüdische Flüchtlinge im Sommer 1942 haben sich die Schweiz und ihre Armee mitverantwortlich für den Tod Tausender von Menschen gemacht. Ein Fernsehen und ein Bundesrat, die minimalen ethischen Standards genügen wollen, stellen diese menschlich viel relevanteren Geschehnisse in den Mittelpunkt und nicht den Réduit-Mythos. Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, die seit ihrer Gründung die nationalistische Lebenslüge bekämpft, die Armee und nicht die wirtschaftliche Kollaboration habe die Schweiz vor den Nazis bewahrt, fordert das Schweizer Fernsehen auf, aus Respekt gegenüber den Opfern der Schweizer Kriegsmaterialexporte, Kreditvergaben und Flüchtlingspolitik ihre Réduit-Übung sofort abzubrechen. Die ideale Sendezeit soll stattdessen für Berichte über die menschlichen Schlüsselfragen, beispielsweise das Schicksal jüdischer Flüchtlinge, zur Verfügung gestellt werden. Weiter wird die GSoA zur Erinnerung an die Opfer der offiziellen Wirtschafts-, Aussen- und Asylpolitik Gegenaktivitäten entfalten. Im Nationalrat wird Josef Lang am ersten Sessionstag (7. September) eine dringliche Interpellation zum Auftritt von Bundesrat Maurer, zur TV-Serie wie auch zur Torpedierung des Bergiers-Bericht durch Bundesrat und Schweizer Fernsehen einreichen. |
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