«Ich habe festgestellt, dass die Zusammenführung der Bundeshausredaktionen von`Bund` und `Tages-Anzeiger` so nicht funktioniert», sagte Martin Senn am Freitag gegenüber dem Klein Report. «Wir haben versucht, diese neuartige Struktur gleichberechtigt für beide Seiten einzuführen», so Senn, der seit zwei Monaten an dem Fusionsprojekt als neuer Leiter beider Bundeshausredaktionen gearbeitet hat. Vorher war Senn stellvertretender Chefredaktor der «NZZ am Sonntag»; er gehörte bei deren Neulancierung auch zum Gründungsteam.
«Ich habe gewusst, dass dies ein Hochrisikoprojekt für mich ist», sagte der gestandene Politjournalist dem Klein Report ohne Gram. Am Donnerstag habe er mit den «Tages-Anzeiger»-Co-Chefredaktoren Res Strehle und Markus Eisenhut die Angelegenheit besprochen. «Als ehemaliger `Bündler` habe ich der Rettungsaktion für den `Bund` zugestimmt, was sicherlich auch eine emotionale Entscheidung war. Wenn die Bundeshausredaktionen nicht auf gleicher Augenhöhe arbeiten können, sehe ich meine Qualitätsansprüche von vertieften Politgeschichten nicht als durchsetzbar.» Senn glaubt nicht, dass er den Draht zum Tagesjournalismus nicht gefunden hätte, «tatsächlich habe ich den Draht zu den meines Erachtens zu tiefen Qualitätsstandards in der neuen Kooperation nicht gefunden», bilanziert er nüchtern.
Ab 1. September werden bei den beiden Tageszeitungen aus dem Tamedia-Konzern verschiedene Bünde als Mantelteile produziert.
So übernimmt die Berner Tageszeitung dann den Inland-,
Wirtschafts- und Sportteil neu in grossen Teilen aus Zürich.
Einzigartig an dem neuen Konstrukt war auch die Mitgliedschaft eines leitenden Journalisten in zwei Chefredaktionen von zwei Tageszeitungen. Was Senn beim Zürcher Tamedia-Konzern in Zukunft genau machen wird, «bespreche man nach dem Wochenende», sagte er gegenüber dem Klein Report. (Quelle: Klein Report)
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