Brief an Chefredakteur von Newsnetz (Tages Anzeiger)
Sehr geehrter Herr Waelty
Erlauben Sie mir zu nachfolgendem Artikel einige Bemerkungen – nachdem dies online nicht möglich ist.
Wenn man diesen Artikel liest, muss man annehmen, dass der Journalist, die Journalistin während den Vorfällen vor Ort gewesen ist.
Zumindest habe ich an der Journalistenschule gelernt, dass Berichte die so abgefasst sind, auf persönlich erlebtes beruhen müssen! Auch der Presserat schreibt dies so vor. Nun nehme ich aber an, dass nachstehender Bericht auf eine Medienmitteilung der Stadtpolizei beruht, und dass der Journalist eben nicht persönlich vor Ort gewesen ist. In diesem Falle handelt es sich aber um eine Parteiendarstellung. Dabei müsste der Konjunktiv verwendet werden, und dem Leser ersichtlich gemacht werden, dass es sich um eine einseitige Mitteilung einer der betroffenen Seiten, nämlich der Polizei, handelt.
Nun nehme ich nicht an, dass Ihr Medium einfach zur Verbreitung von Medienmitteilungen dienen soll (falls dem aber so ist, möchte ich auch gerne von diesem Dienst profitieren und erwarte Ihre Konditionen).
Insbesonders die „Spuckattacke“ macht mich misstrauisch: Die Stadtpolizei macht zur Zeit eine intensive Imagekampagne, in der u.a. immer wieder „Spuckattacken“ gegen Polizisten kolportiert werden. Auch Ihr Medium hat diese Kampagne mit getragen. Da ich selber Opfer einer solchen Stadtpolizeilichen Spuck-Lüge und „heftigen Widerstandes“ bin, weiss ich aus eigener Erfahrung, wie schnell Polizisten lügen, um von eigenen Fehlern abzulenken. Eine gewisse Sensibilität gegenüber polizeilichen Angaben, darf man und muss man aber von Medienschaffenden erwarten.
Ich glaube, dass bei Ihren jüngeren Mitarbeitern diesbezüglich ein erheblicher Schulungsbedarf besteht. Gerne erwarte ich Ihre Meinung zu diesem Thema und wie solche Fehler in Zukunft vermieden werden könnten.
Natürlich sollte der erwähnte Artikel auch umgehend entsprechend berichtigt werden.
Mit freundlichen Grüssen
Klaus Rózsa
Der Artikel auf newsnetz:
Zwei Verletzte bei brutaler Schlägerei
Laut ersten Erkenntnissen der Zürcher Stadtpolizei kam es gegen 22.40 Uhr im Bereich Zwinglistrasse 22 zu einem Streit zwischen mindestens zwei Personen. Die verbalen Provokationen endeten in einer tätlichen Auseinandersetzung, bei der mindestens eine Stichwaffe eingesetzt wurde. Offenbar flüchtete ein 19-jähriger Iraker von der Zwinglistrasse in Richtung Militärstrasse, gefolgt von einem 26-jährigen Litauer.
Als die beiden bei der Regionalwache Aussersihl Polizisten erblickten, rannte der Litauer in Richtung Zwinglistrasse davon. Während sich einige Polizisten um den Verletzten kümmerten, folgten die anderen dem Flüchtenden und holten ihn bald ein. Aufgrund des heftigen Widerstandes musste er gewaltsam arretiert werden. Bei der Verhaftung spuckte er einem Polizisten ins Gesicht.
Bei dem Vorfall zog sich der Iraker Schnittverletzungen im Kopfbereich und der Litauer Frakturen im Gesichtsbereich zu. Beide mussten in ein Spital gebracht werden. Nachdem sie es wieder verlassen konnten, wurden sie der Zürcher Staatsanwaltschaft zugeführt.
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Anand (Donnerstag, 31 Mai 2012 04:34)
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