Eine weitere Hiobsbotschaft für die Schweizer Medien: Die ddp, welche
erst im Dezember im Zug der Übernahme von AP Deutschland gleich auch
deren Tochter AP Schweiz übernommen hatte, entlässt die Redaktion von
rund 15 Medienschaffenden. Damit wird die Serie von schlechten
Nachrichten aus Medienredaktionen in der Schweiz fortgesetzt.
Es stellt sich nun heraus, dass die ddp die Schweizer Tochter nur
aufgekauft hat, um sie zu schliessen. comedia, die Mediengewerkschaft,
hatte aufgrund von Gerüchten bereits Anfang Woche bei der AP Schweiz
nähere Informationen über die Zukunft und über die Konsequenzen für das
Personal verlangt. Mit dieser Nachricht werden nun die schlimmsten
Befürchtungen bestätigt. Weitere Medienschaffende stehen auf der
Strasse ohne berufliche Perspektiven.
SDA baut trotz Übernahme ebenfalls ab
Dass die SDA in die Bresche springt, hinterlässt einen schalen
Nachgeschmack. Sie profitiert durch die gestern bekannt gegebene
Kooperation mit der ddp von der Schliessung der einzigen Konkurrentin
in der Schweiz.
Die SDA baut zur Zeit selbst 13 Vollstellen ab, was fast 10% ihres
Stellenetats ausmacht. Immerhin hat die SDA-Redaktion ihre Arbeitgeber
nach einigem Hin und Her dazu gebracht, den Abbau durch natürliche
Abgänge und freiwillige Pensenreduktionen zu reduzieren und für die -
trotz allen Bemühungen der KollegInnen - noch verbleibenenden 5
Entlassungen einen Sozialplan zu verhandeln, der die finanziellen
Folgen für die Betroffenen etwas auffängt.
Die Mediengewerkschaft comedia fordert daher die beteiligten
Unternehmen auf, zur Aushandlung eines anständigen Sozialplans Hand zu
bieten.
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K.R. (Freitag, 29 Januar 2010 14:29)
Super! jetzt gibts in der freien etc. Schweiz einen einzige Nachrichtenagentur, die halbstaatliche SDA! Wenn das kein wichtiger Schritt in Sachen Meinungsvielfalt ist...
P.M. (Dienstag, 16 Februar 2010 04:48)
@K.R. Zuerst recherchieren, dann schreiben. Die SDA gehört ausschliesslich Schweizer Medien, ist also 100% privat. Auch Österreich, Holland, Belgien, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland haben nur eine einzige Nachrichtenagentur. Etwas anderes ist in kleineren Ländern wirtschaftlich eben nicht möglich. Zu dieser Normalität musste nun wegen der Zeitungskrise auch die Schweiz zurückkehren.
K.R. (Dienstag, 09 März 2010 10:17)
"Gehören" tut die SDA schon den Schweizern Verlegern. De facto ist aber die SDA eine halbstaatliche Agentur, sie erhält vom Bund - als einzige Agentur - jährlich über drei Mio. CHF "Subventionen" ist also vom Bund abhängig.
Wirtschaftlich wäre es sehr wohl möglich eine 2.-Agentur zu führen: Der AP gings nicht schlecht, die Verleger haben aber, gerade weil ihnen die sda "gehört", einen unliebsamen Konkurrenten ausgeschaltet. Auf der Strecke bleibt die Meinungsvielfalt und die Pressefreiheit.