Es häuften sich Meldungen von Reportern, Fotografen und Fernsehteams, dass ihnen von lokalen und nationalen Behörden der Zugang zu den ölverdreckten Stränden am Golf von Mexiko und Gegenden in denen Aufräumarbeiten durchgeführt werden, verwehrt wird. Dies meldet das Magazin «Newsweek». Einem Team des Fernsehsenders CBS sei so sogar mit Verhaftung gedroht worden.
Sogar die Bewilligung für Überflüge werde verweigert. Die kleine Fluggesellschaft Southern Seaplane aus Louisiana sagt, dass man die Erlaubnis bei der BP-Kommandozentrale habe einholen müssen. Dort wird der Kampf gegen die Katastrophe koordiniert. Und dort sitzt auch die Küstenwache, die eng mit dem Ölkonzern zusammenarbeitet. Als BP erfahren habe, dass ein Mitglied der Presse an Bord des Flugzeugs sein würde, sei die Erlaubnis für einen Überflug nicht erteilt worden, so die Airline. Der Grund, dass solche Flüge von BP bewilligt werden müssen, liegt gemäss einem Sprecher der US-Küstenwache darin, dass das Unternehmen für die Sicherheit im Gebiet verantwortlich ist.
BP hat so die Kontrolle
Doch BP hat auch andernorts die Kontrolle über die Berichterstattung: Reporter und Fotografen, die Zutritt ins Gebiet erhalten, werden von BP-Personal und der Küstenwache begleitet. Die Schiffe werden von BP gechartert. Inzwischen seien jedoch fast keine Schiffe mehr zu mieten, da BP praktisch alle Fischer unter Vertrag genommen habe, so «Newsweek» weiter. So könne BP genau kontrollieren, was die Presse sieht.
Die unrühmliche Rolle der Küstenwache illustriert auch der Versuch von Jean-Michel Cousteau, Sohn des berühmten Meeresforschers Jacques Cousteau, das Naturreservat Breton Island zu besuchen. Sein Schiff wurde von der US-Coastguard gestoppt. Die erste Frage war, ob er Leute von der Presse dabei habe. Als er bejahte, wurde ihm die Weiterfahrt verboten.
Die Kraft der Bilder
Wie stark Bilder in einer solchen Naturkatastrophe wirken, zeigt das Beispiel der Exxon Valdez von 1989. Wenige Tage nach dem Tankerunglück veröffentlichten Medien Fotos von toten Ottern, Fischen und Vögeln aber auch verschmutzen Stränden. Das führte zu einem weltweiten Aufschrei und zu einer Bewegung gegen Exxon.
Die Küstenwache insistiert jedoch, man habe rund 400 Journalisten die Möglichkeit gegeben, das Ausmass der Katastrophe selbst zu begutachten – an Bord von eigenen Flugzeugen oder Helikoptern, die von BP gechartert waren.
Soweit musste es ja kommen: "Embedded Journalism" auch in "Friedenszeiten" und im eigenen Land. Der Unterschied ist, dass jetzt auch noch ein Privatkonzern - erst noch ein "auslaendischer" - die Kontrolle uebernommen hat, und die Befehle erteilt. (K.R.)
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