Das vom Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich erstmals herausgegebene Jahrbuch «Qualität der Medien - Schweiz Suisse Svizzera» zeigt ein tristes Bild der Schweizer Medienlandschaft. Die Verschiebung der Mediennutzung zu einer Gratiskultur fördere zusammen mit der massiv verschlechterten finanziellen Situation eine Qualitätserosion in der grossen Tradition der schweizerischen Publizistik. Dieser Wandel schlage auf die Qualität demokratischer Auseinandersetzungen durch.
Das Jahrbuch hält fest: «Im einstigen Presseland Schweiz verlieren die in publizistischer Hinsicht zentralen Abonnementszeitungen bezüglich Auflagen, Nutzung und Einnahmen deutlich an Terrain und die redaktionellen Ressourcen schwinden. Gleichzeitig hat die Gratiskultur mit den Onlinemedien und den Pendlerzeitungen auf Seiten der Konsumenten das Kostenbewusstsein für professionellen Journalismus zerstört. Dies unterminiert die Qualität der Informationsmedien, befördert den Konzentrationsprozess, schwächt das Berufsprestige und erhöht die Unzufriedenheit unter den Journalisten.» Ausserdem würden sich durch das Qualitätsgefälle zwischen schwindenden Bezahl- und wachsenden Gratismedien unterschiedliche Aufmerksamkeitslandschaften für die entsprechenden Publikumsgruppen ergeben. Durch diese Entwicklungen werde der wichtigste Service Public in der Demokratie geschwächt:
Denn die Qualität der demokratischen Auseinandersetzung sei von den Vermittlungsleistungen der Informationsmedien abhängig.
Insbesondere Gratiszeitungen und Newssites, aber auch Privatradios und viele Abonnementszeitungen würden die Welt auf Agenturmeldungen reduzieren. «Nutzergruppen, die diese Medien konsumieren, nehmen eine Welt jenseits der Schweiz zur Kenntnis, die nur noch aus einer Abfolge von Krisen, Kriegen, Katastrophen und Affären besteht», ist im Jahrbuch zu lesen.
Bei der regionalen Orientierung im privaten Rundfunk und auch bei der regionalen Abonnementspresse sei darüber hinaus eine journalistische Orientierung festzustellen, die dem Human Interest und dem Sport im Vergleich überdimensionale Bedeutung verleiht. Die Nutzung von Gratiszeitungen und Onlinemedien wird gemäss Jahrbuch in Zukunft weiter zunehmen. Grund: Vor allem jüngere Altersgruppen zwischen 15 und 34 seien in einer Gratiskultur aufgewachsen, in der das Episodische und der Human Interest ein ungleich höheres Gewicht hat. Dies gelte gerade auch für die Online-Newssites, die von der Reputation der Medientitel lebten, aber nicht über genügende Ressourcen verfügten, um journalistischen Qualitätsanforderungen zu genügen.
Die Autoren des Jahrbuchs haben einerseits die publizistische Versorgung, das heisst die Nutzung, die Abdeckung, die Einnahmen und die Besitzverhältnisse der Informationsmedien in der Schweiz, untersucht. Im Jahre 2009 handelte es sich hierbei um 137 Medientitel. Andererseits haben sie die bedeutendsten Titel aller Mediengattungen (Presse, Radio, Fernsehen, Online) einer inhaltlichen Qualitätsvalidierung unterzogen.
Dies betrifft ein Teilsample der 46 bedeutendsten Medientitel der Mediengattungen Presse, Radio, Fernsehen und Online in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz. Die Erkenntnisse können im Internet unter www.qualitaet-der-medien.ch abgerufen werden.
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Archibald (Montag, 23 Juli 2012 04:49)
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