Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt die brutalen Angriffe gegen zahlreiche ausländische Journalisten bei den Protesten in Ägypten. Anhänger von Präsident Hosni Mubarak, offenbar begleitet von Polizisten in Zivil, attackierten am Mittwoch unter anderem Mitarbeiter der BBC, von CNN, Al-Dschasira, Al-Arabija,
Associated Press (AP) und ABC News.
Die meisten Übergriffe ereigneten sich auf dem zentralen Kairoer Tahrir-Platz. Mehrere
Reporter wurden geschlagen und in einigen Fällen wurde ihre Ausrüstung gestohlen. Mindestens vier Journalisten wurden festgenommen. Medienberichten zufolge wurden zudem die
Redaktionsbüros des Fernsehsenders Al-Arabija und der unabhängigen ägyptischen Tageszeitung «El Schoruk» angegriffen. Mitarbeiter der ARD und der ägyptischen
Tageszeitung «Al-Masri Al-Jum» räumten daraufhin am Mittwoch ihre Büros.
«Die Anwendung von Gewalt gegen Medienmitarbeiter ist schockierend», sagte am Donnerstag ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard. Die Journalisten seien gezielt
von Unterstützern des Präsidenten angegriffen worden. Die Übergriffe gegen ausländische
Medien könnten ein Racheakt für deren Berichterstattung über die Demonstrationen sein, bei denen der Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak gefordert wurde. Die Gewalt solle Journalisten zum Verstummen bringen.
ROG fordert daher die ägyptische Regierung auf, die Sicherheit der Berichterstatter zu garantieren. Die Medienrechtsorganisation appelliert ausserdem sowohl an Demonstranten als auch an Gegendemonstranten, Journalisten nicht an einer Berichterstattung über die gegenwärtigen Auseinandersetzungen zu hindern. «Wir erinnern alle Parteien des aktuellen Konfliktes daran, dass Journalisten äussere Beobachter der Ereignisse sind und unter keinen
Umständen mit dem einen oder anderen Lager identifiziert werden dürfen», so Jean-François Julliard.
Besonders besorgt ist Reporter ohne Grenzen über die Situation des belgischen Journalisten Serge Dumont. Zivilpolizisten verprügelten den Nahost-Korrespondenten belgischer und
französischer Zeitungen am Mittwoch im Kairoer Viertel Chubra und brachten ihn anschliessend zu einem Militärposten. Dort wurde er der Spionage beschuldigt und sollte dem Geheimdienst
übergeben werden. ROG hält die Vorwürfe gegen Dumont für absurd.
Es ist gut, dass RoG gegen diese Repressionen protestiert und informiert. Trotzdem sei die Bemerkung erlaubt, dass die Organisation Reporter ohne Grenzen mitunter eine selektive Wahrnehmung von Übergriffen gegen Journalisten hat. Bei Vertossen gegen die Pressefreiheit in der westlichen Hemisphäre, pflegt die Organisation nicht so genau hin zu schauen. Auch in der Schweiz werden hin und wieder Medienschaffende festgenommen, ihnen Material abgenommen - ohne, dass dies jeweils von RoG zur Kenntnis genommen worden wäre. (ro.)
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