Die Behörden in Ägypten haben die Ausgabe einer kritischen Tageszeitung konfisziert. Auf dem Titel wurde vor der Errichtung eines Emirats durch die Muslimbrüder gewarnt. Den Journalisten von "al-Dostur" wird Präsidentenbeleidigung vorgeworfen. Sie sehen die Pressefreiheit in Gefahr.
Wegen Vorwürfen der Präsidentenbeleidigung sind in Ägypten Exemplare der unabhängigen Tageszeitung "al-Dostur" konfisziert worden. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Mena ordnete die Justiz an, die Samstagsausgabe der Zeitung wegen Vorwürfen der "Anstachelung zum religiösen Aufruhr, Beleidigung des Präsidenten der Republik und Anstiftung zum Aufruhr" zu beschlagnahmen.
Die Zeitung hatte auf ihrer Titelseite vor der Errichtung eines Emirats durch die ägyptischen Muslimbrüder gewarnt. Staatschef Mohammed Mursi gehörte bis zu seiner Wahl zum Präsidenten der Muslimbruderschaft an.
Der Chefredakteur der Zeitung "al-Dostur", Islam Afifi, bezeichnete den Vorgang als "Gefahr für die freie Meinungsäußerung und für die Pressefreiheit". Die Muslimbruderschaft vertrage es nicht, dass man sich ihr widersetze, sagte er.
Erst vor wenigen Tagen war einem Sender die Lizenz entzogen worden
Er wurde nach eigenen Angaben von der Beschlagnahmung der Zeitungen überrascht, von Klagen habe er nichts gewusst. Es seien nicht alle Exemplare konfisziert worden, sagte er. Afifi soll laut Mena in der Angelegenheit befragt werden, er selber sagte, er sei noch nicht einbestellt worden.
Erst vor wenigen Tagen war dem TV-Sender "al-Farain", der sehr kritisch über die Muslimbrüder und Staatschef Mursi berichtete, für einen Monat die Sendelizenz entzogen worden. Dem Sender droht laut Staatsfernsehen die endgültige Schließung. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Sender vor, zur "Ermordung von Präsident Mursi und zu einem Umsturz" aufgerufen zu haben.
"Al-Dostur" gehört einem christlichen Unternehmer und hatte Mursi und die Muslimbruderschaft in den vergangenen Wochen scharf kritisiert. Die Zeitung hatte Partei für den Militärrat ergriffen, der nach dem Sturz von Ex-Machthaber Husni Mubarak Anfang vergangenen Jahres die Macht übernommen hatte.
(Quelle: Spiegel)
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